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Der Junge und das Meer – warum ich unbedingt nach Koh Tao wollte

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Ich liebe das Meer, das war schon immer so. Das Rauschen der Wellen, der salzige Geruch und die Schreie der Möwen – mit all dem bin ich aufgewachsen, und wahrscheinlich ist das auch einer der Gründe, warum das Meer heute noch so etwas wie eine fast magische Anziehungskraft auf mich ausübt. Als ich ein Kind war und unbeschwert die kurze Waldstrecke von unserem Holzhaus zum Strand gelaufen bin, war ich super glücklich. Ich erinnere mich an den trockenen Geruch, den der Wald an diesen warmen Sommertagen von sich gab, und an das Geräusch von ausgetrockneten Fichtennadeln, die unter meinen Schuhen knisterten, während ich den steilen Pfad hinunterlief und mich auf das kühle Wasser freute. Es war mir in diesem Alter völlig unmöglich zu verstehen, dass es Menschen gab, die einfach so mitten in Norwegen wohnten, weit weg vom Meer entfernt. Manche von ihnen machten Urlaub in unserem Dorf in den Sommerferien. Sie taten mir furchtbar Leid.

Damals habe ich eines über alles andere geliebt, wenn es um das Meer ging, und zwar das Schnorcheln. Ich habe es wahnsinnig genossen, einfach abzutauchen und am Meeresboden entlang zu gleiten. Unter Wasser konnte ich einfach völlig abschalten und alles andere ausblenden, bis es nur noch mich und das große, weite Meer gab. Ich lernte es, mein Körpergewicht beim abtauchen einzusetzen, damit ich fast ohne Anstrengung die Oberfläche verlassen konnte und bewegte die Flossen an meinen Füßen nur langsam, damit mein Atem möglichst lange halten würde und ich diese wunderschöne Welt nicht so schnell wieder verlassen musste. Dabei tat ich mein Bestes, um das alles zu perfektionieren. Vor dem ersten Tauchgang ruhte ich mich erst kurz aus, dann atmete ich drei mal tief ein und aus, bevor ich ein letztes mal einatmete und abtauchte. Sogar am Land übte ich es, die Luft möglichst lange anzuhalten, damit ich beim nächsten Mal hoffentlich ein ganz bisschen länger mit dem Meer vereint bleiben konnte.

Heute als Erwachsener hat sich allerdings so einiges verändert. Die letzten 12 Jahre war auch ich einer von diesen komischen Leuten, die weit entfernt vom Meer wohnen. Dabei habe ich zwar andere schöne und vielleicht auch wichtigere Aspekte des Lebens kennen und schätzen gelernt, doch jedes Mal, wenn wir in dieser Zeit wieder ans Meer gefahren sind, hat mein Herz einen großen Sprung gemacht, als ich dieses majestätische Phänomen, das 70 % unserer Erdoberfläche bedeckt, endlich wieder sehen konnte.

Eine Sache, die mich am Meer so fasziniert, ist seine Vielseitigkeit. Es kann unglaublich friedlich und zugleich furchtbar angsteinflößend sein. Als Kind hat es mich oft in den Schlaf gewogen, als ich mit meiner Familie Urlaub auf dem Oslofjord gemacht habe. Das Einschlafen am Abend und das Wachwerden am frühen morgen in unserem Boot, angelegt an einer unbewohnten Insel, gehört zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen überhaupt.

Das Meer hat mich aber auch ein paar mal einen großen Schrecken eingejagt, zum Beispiel als ich und mein Vater auf offener See von einem Sturm überrascht wurden, der eigentlich viel zu stark für unser kleines Boot war, oder als es meinen kleinen Bruder beinah verschluckt hätte, wäre meine Mutter nicht in letzter Sekunde hineingesprungen, um ihn wieder herauszuholen.


Koh Tao

Jetzt bin ich schon seit einigen Wochen wieder am Meer. Und es fühlt sich so an, als wären wir beide gar nicht wirklich voneinander getrennt gewesen. So ähnlich wie bei alten Freunden, die sich seit Jahren wieder sehen und sich auf Anhieb genau so blind verstehen wie früher – als würden sie einfach ihre Gespräche genau an dem Punkt weiterführen, wo sie damals endeten.

Vor ein paar Tagen sind wir nach Koh Tao umgezogen, und einer der Gründe dafür ist, dass man hier einige der besten Locations zum Schnorcheln und Tauchen findet, die Thailand zu bieten hat. Also kann ich endlich wieder abtauchen und eins mit dem Meer werden. Ich kann es kaum erwarten, meinen Kindern die wunderschöne Parallelwelt zu zeigen, die dort unten auf uns wartet.

Wer weiß, vielleicht hat sie ja eine ähnliche Wirkung auf sie, wie einst auf mich?

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Veröffentlicht von

Thor Braarvig ist Autor, Filmemacher, Hobby-Musiker, Norweger, Dortmunder...

21 Kommentare

  1. Eine sehr berührende Geschichte, von dir und dem Meer. Wenn ich die Augen zu mache, sehe ich den kleinen Jungen direkt vor mir und kann das Meer förmlich spüren. Und ich wünsche dir, dass deine Kinder ebenso fasziniert sein werden wie du und du deine Begeisterung mit ihnen teilen kannst.
    Viel Spaß und eine schöne, glückliche Zeit auf Koh Tao!

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    • Vielen Dank dir! 🙂 Schon jetzt haben meine Kinder und ich zusammen tolle Erfahrungen beim Schnorcheln machen können. Und wir haben noch viel Zeit hier auf dieser wunderschönen Insel!
      LG Thor

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  2. eine schöne Beschreibung ist das! Ich glaube, der Mensch spürt intuitiv den wahren Frieden im Meer, das Einssein mit diesem Zustand. Ich habe so etwas noch nicht erlebt, aber kann’s nachvollziehen und bestimmt erlebe ich esauch noch einmal, ich die Oma von sechs Enkeln….

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    • Ja, das glaube ich auch. Es ist wunderschön das Leben dort unten zu beobachten. Ich habe jetzt in meiner Zeit hier auf Koh
      Tao schon viele tolle Erfahrungen gemacht. Es gibt hier überall Fische in allen Farben und Formen und sie sind kaum Scheu bzw. sie lassen einen ganz nah dran kommen. Ich wünsche dir auch, dass du das mal erleben darfst! 🙂
      LG Thor

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  3. Danke. Danke, dass es genau solch ein Artikel ist, den Du unter diesem Titel veröffentlicht hast. Ich befürchtete schon einen Bezug zu aktuellen Geschehnissen, gleichwohl er den irgendwie ja auch hat. Doch Dein Artikel bewirkt genau das Gegenteil. Er heilt ein wenig den Schmerz, den das Bild des toten Flüchtlingskindes in mir, meine Nr. 4 ist gerade anderthalb, verursachte. Danke für die einfühlsame, stille Beschreibung einer großen Liebe und Verbundenheit. Danke für das Teilen Deiner Sehnsucht nach Meer, eine, die ich sehr gut nachfühlen kann – bei allem Respekt vor La Grande Bleu. Auch Dein Artikel ruft starke Gefühle hervor. Auf eine tröstende Weise. Gute Reise!

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    • Hi Doreen,
      es freut mich sehr, dass meinen Beitrag eine solche Wirkung auf dich gehabt hat. Dann hat sich das Schreiben doch gelohnt! 😉
      LG aus Koh Tao,
      Thor

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  4. Hallo Thor,

    dieser Beitrag hat mich beim Lesen wirklich fasziniert. Deine Kindheitserinnerungen hast Du super beschrieben. Man kann sich da richtig „reinfühlen“. Deiner Familie und Dir wünsche ich weiterhin viel Glück auf Eurer Reise. Genießt diese Zeit!!! Sie ist etwas ganz besonderes!
    LG
    Björn

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  5. Hallo Thor,

    ich muss gestehen ich habe mir deine Zeilen über das Meer zweimal durchgelesen.So gut haben Sie getan!
    Eine tiefe Entspannung und ein Frieden hat sich in mir breit gemacht.

    Das Meer das beruhigt, das Meer das gibt, das Meer das fühlen lässt, das Meer das uns umgibt, das Meer das uns zuhört, das Meer das in uns ist, das Meer mit seiner Kraft, das Meer das uns erfasst, das Meer mit seinen Wogen, das Meer ganz leise,das Meer das uns trägt,……………………………..

    das Meer auf seine Art und Weise. Euch wünsche ich viel Glück auf eurer Reise. Liebe Grüße Gabi

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  6. wunderbar einfühlsam, voller schöner, friedlicher Emotionen, voller Sehnsucht und auch Freude auf die Dinge, die wir sehen, erleben und fühlen dürfen – ich kann mich direkt hineinfühlen in die Sehnsucht, den Frieden, die Freude! Mögen Deine Kinder es auch genau so erfüllt erleben dürfen… Ihr habt dafür die besten Voraussetzungen geschaffen!
    Liebe Grüße aus dem Fast-Sauerland… (als Kind und bis ins Erwachsen werden hinein habe ich geträumt, dass statt der Felder direkt vor dem Haus das Meer wäre… immer wieder…ich sehe direkt diese Traumbilder in mir)

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    • Vielen Dank für deinen Kommentar! 🙂
      Sauerland (inkl. Umgebung) finde ich auch wunderschön, auch wenn es dort kein Meer gibt.
      LG Thor

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  7. Hallo Thor, vielen Dank für die schönen wahren Geschichten. Ich habe sie Mila und ihrer Freundin zur Nacht vorgelesen, die beiden hörten ganz gespannt zu und waren traurig, als ich fertig war. Am nächsten Abend wollten sie die Fortsetzung hören….In diesem Sinne warten wir gespannt, auf das was ihr erleben werdet. Viele liebe Grüße an deine 3 Frauen und Aaron insbesondere an Amy und Hanne Marie . Viele Grüße aus Kamen- Methler , Dani und Mila

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    • Hallo Dani und Mila,
      es freut mich sehr, dass ihr mitlest und dass euch die Geschichten gefallen! 🙂 Die Fortsetzung kommt irgendwann bald…
      Einen schönen Tag wünsche ich euch!
      LG Thor

      Ps. Viele Grüße von Amy an Mila!

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  8. Wunderbarer Text von euch mal wieder!
    Momentan bin ich auch auf Koh Tao und muss sagen, dass ich von der Vielfalt an Floara und Fauna unter Wasser nicht so begeistert bin. Gestern waren wir an der Shark Bay und da gab es neben Korallen nur ganz kleine Fische zu sehen.
    Habt ihr irgendwelche Insider Tipps zum Schnorcheln?
    Viele Spaß euch noch!
    Connor

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    • Hi Connor,
      ich habe spontan den Tauchschein hier gemacht und kam noch nicht zum Schnorcheln. Ab morgen wird sich das ändern. Was ich aber beim Tauchen gesehen habe, war der Wahnsinn. Unmengen von Fischen in alle möglichen Farben und Größen. Wir waren zum Beispiel am Mango Bay (ganz im Norden). Dort kann man auch gut schnorcheln. Man sollte aber etwas vom Strand wegschwimmen. Bei einer Tiefe von 3-5 Metern gab es dort richtig viel zu sehen (keine Korallen, aber viele Fische). In ein paar Tagen kann ich aber deine Frage wahrscheinlich besser beantworten…
      Viele Grüße,
      Thor

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  9. Ich kann diese Sehnsucht nach dem Meer gut nachempfinden, da es mich auch dorthin zieht. Wenn der Wind das Gehirn freipustet, so tut das einfach nur gut.
    Ein bisschen enttäuscht war ich, dass der Bericht keine aktuellen Begebenheiten von eurer Reise enthielt, aber die folgen sicher in Kürze.
    Eine schöne Zeit am und im Meer wünsche ich euch.

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  10. Richtig toll…..es macht mir große Freude euch bei eurem neuen Leben zuzuschauen.
    Es macht Mut auf mehr,das Leben anders anzugehen.
    Weiter so….ich verfolge es.
    Lg Silke Gössling

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