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Eine provisorische Wohnung, sechs Matratzen und jede Menge Kisten

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“Wenn du etwas loslässt, bist du etwas glücklicher. Wenn du viel loslässt, bist du viel glücklicher. Wenn du ganz loslässt, bist du frei.”  – Ajahn Chah

Meine Frau und ich haben uns schon länger von einigen Personen inspirieren lassen, die ein einfaches Leben führen. Sie nennen es Minimalismus und behaupten, dass man glücklicher wird, wenn man weniger bzw. nur das besitzt, was man wirklich braucht. Mittlerweile sind wir beide schwer begeistert von dieser Lebenseinstellung, und das ist wohl auch einer der Hauptgründe warum uns die Entscheidung, unser Haus vor der Weltreise zu verkaufen anstatt es zu vermieten, so leicht gefallen ist. Wir haben zwar in den fünf Jahren, in denen wir dort gewohnt haben, viel Freude daran gehabt, aber seitdem wir immer mehr von einem einfachen und naturverbundenen Leben träumen, ist uns immer klarer geworden, dass dieses Haus nichts mehr als eine Zwischenlösung ist. Es fühlte sich irgendwann nur noch wie ein Rucksack an, der immer schwerer wurde.

Also weg damit! So sind wir unterwegs völlig frei und haben ein paar Sorgen weniger im Gepäck!

Vor kurzem fragte mich ein guter Freund, ob ich nicht auch ein bisschen Wehmut dabei empfinde, aber ganz ehrlich, es fühlt sich wirklich nur befreiend an! Und das war für mich der erste Beweis dafür, dass ich tatsächlich glücklicher werde, wenn ich mich von unnötigem Besitz trenne. Ich will damit natürlich nicht behaupten, dass Häuser unnötig sind, oder dass sie unglücklich machen. Aber für uns ist es eindeutig die richtige Entscheidung gewesen, uns von diesem Haus zu diesem Zeitpunkt zu verabschieden. Wir brauchen es einfach nicht mehr, und es passt auch nicht zur Art und Weise, wie sich unser Leben weiterentwickelt.

In den letzten Monaten haben wir uns übrigens auch von sehr vielen anderen Gegenständen getrennt. Wir haben Möbel, Kleidung, Bücher und Spielzeug aussortiert, entsorgt, verkauft und verschenkt. Meine Frau hatte richtig Spaß daran und war kaum aufzuhalten. Wenn sie etwas macht, dann macht sie es von ganzem Herzen, und zwar extrem schnell und ohne viel Kopfarbeit, sonst dauert es ihr zu lange. Was natürlich sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Also musste ich sie zwischendurch mal auch ein bisschen bremsen. Wir wollten ja auch ein paar Sachen bei Freunden von uns einlagern, damit wir nicht alles neu kaufen müssen, wenn wir wieder da sind.

Unser Haus wurde in dieser Zeit immer leerer und wir fühlten uns immer leichter und freier dabei. Das hatte natürlich auch mit der bevorstehenden Reise zu tun, da diese Fortschritte uns immer wieder an sie erinnerten. Doch gleichzeitig spürten wir, dass es uns tatsächlich glücklicher macht, wenn wir unseren Besitz auf das Wesentliche reduzieren.

Der Umzug vor der Reise

Naja, dann kam aber erstmal die Ernüchterung. Wir hatten über Monate alles mögliche aussortiert. Das Haus sah von innen im Vergleich zu früher fast leer aus, und wir waren uns sicher: „Der Umzug  wird schnell erledigt sein, wir haben ja nicht mehr viel“. Denkste! Wir hatten immer noch sehr viel. Viel zu viel. Wir hatten uns extrem verplant und der Umzug war super stressig (auch für die tollen Helfer, die es mit uns aushalten mussten). Es fühlte sich ehrlich gesagt ziemlich beschissen an. Vor allem für meine Frau, die in den Wochen davor überglücklich im „Wir-haben-fast-nichts-mehr-Himmel“ schwebte, und nun von einem Augenblick auf den anderen unsanft zurück auf den Boden der Realität geschleudert wurde. Wir hatten also noch eine Menge!

In die neue Wohnung wollten wir eigentlich nur ein paar Kisten mit den wichtigsten Sachen mitnehmen. Es sind dann natürlich viel zu viele geworden, und im Haus stehen immer noch ein paar Möbel rum, die wir irgendwie schnell vor der Hausübergabe verkaufen müssen.

So, und jetzt sitzen wir hier in unserer neuen provisorischen Wohnung. Wir sind gut angekommen, und mit einem bisschen Abstand lässt sich feststellen: Es ist alles halb so wild. War nur ein blöder Umzug! Seit wir hier sind, geht’s uns wieder bestens. Wir haben zwar kaum Möbel und schlafen einfach auf Matratzen auf dem Boden, fühlen uns aber trotzdem super wohl und schon nach wenigen Tagen auch richtig zu Hause. Also, ich würde sagen, dass wir hiermit unserer Reise einen großen Schritt näher gekommen sind!

Wir haben allerdings immer noch viel zu viele Sachen. Aber vielleicht ist das ja gar nicht so verkehrt. Es fühlt sich ja so gut an, sie loszuwerden. Und irgendwas müssen wir ja tun, bis wir am 1. Juli für ein ganzes Jahr abhauen.

Also machen wir weiter. Bis wir nur noch sieben Sachen haben. Oder so. Dann kann’s losgehen!

 

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Veröffentlicht von

Thor Braarvig ist Autor, Filmemacher, Hobby-Musiker, Norweger, Dortmunder...

17 Kommentare

  1. Hi Thor,
    Ich sortiere auch grad einige Sachn vom Prinzen aus und Ding die wir einfach nicht mehr benötigen. Ich finde Erinnerungen wichtig aber mein Mann sagt auch, viel ist nicht immer viel besser also weg mit dem Zeug was am Ende nur belastet.
    Ich wünsch euch viel Spaß beim weiter freier werden und ein schönes Osterfest
    Liebe Grüße
    Dani

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  2. Hej ihr Lieben,

    ohne jemanden zu kennen, ins Herz zu schließen und „begleiten“ zu wollen, ist ein warmes, schönes Gefühl.

    Ihr seid eine wundervolle Inspiration für mich. Danke dafür.

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  3. Hallo Ihr Lieben,

    es macht irre Spaß eure Berichte zu lesen. Ich (petra schreibt) kann an dieser Stelle auch nur jedem raten Ballast auszusortieren – es macht ungemein frei und zufrieden.
    Ich sehne den Tag herbei in dem unser Hab und Gut komplett ins Womo passt

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    • Hallo Petra, vielen Dank für deinen Kommentar! Der ganze Besitz in einem Wohnmobil. Das klingt wie ein Traum! 🙂 Wäre aber für uns mit vier Kindern wohl ein bisschen zu eng. Ich bin gespannt, wie wir in ein paar Jahren so leben. Wir werden im kommenden Jahr auf jeden Fall testen können, wie wir mit wenig Platz und wenig Besitz klarkommen.

      LG Thor

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  4. Hej Danke für die Inspiration – das könnten wir auch gebrauchen!
    Alles Gute fürs Weitermachen mit dem Minimalismus!

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  5. Hallo lieber Thor und deine tolle Familie,

    ich bin der selben Meinung wie Jane, die dir am 5.4. schrieb. Schöne Worte.
    Ich werde bald 49!!! und habe schon mit 10 Jahren von so einem Leben geträumt….es kam alles anders.Bis das meine Kinder nun auch aus der Lehre sind, halte ich tapfer durch.Es ist aber auch ein Wagnis in die Ferne zu ziehen, wenn man „älter“ ist – nicht das Loslassen….
    Das müsste ein Lehrfach in der Schule werden.
    Aber der Weg ist das Ziel.
    Nun muss ich nur noch meinen Partner überzeugen:)
    Ich freue mich, euch auf eure Reise von hier aus zu begleiten und lese mit Spannung und Freude eure Entwicklung – auch weil es mich wieder meinen eigenen Träumen weiter bringt.
    Von Herzen alles Liebe und eine tolle, wunderschöne Zeit!!! Danke für euren Blog.
    Ich macht das alles richtig.
    Auf das euch viele liebe Engel begleiten!!! Licht und Liebe für deine Familie.
    Sonnige Grüße
    Gaelle Christina

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    • Hallo Christina,

      vielen Dank dir für deinen lieben Kommentar! Hab mich sehr darüber gefreut!! 🙂 Ich hoffe sehr, dass deine Träume irgendwann in Erfüllung gehen!

      LG Thor

      Antworten

  6. Was für ein wunderschönes Zitat!

    Mir fällt es nicht leicht, mich von Dingen zu trennen, schon gar nicht schnell, aber es erleichtert wirklich ungemein.

    @Christina: Das Wagnis in die Ferne zu ziehen, ist immer gleich. Mit dem Alter hat das gar nichts zu tun! Ich bin 58 und meinen Partner hab ich schon überzeugt. 🙂

    „Tripping is the best way to travel“ – ein Song, den ich 1972 während meiner ersten Weltreise gerne gehört habe… Den Trip einfach wagen, das ist meine Interpretation heute.

    Liebe Grüße an alle Fernwehgeplagten

    Clivia

    Antworten

    • Hi Clivia,
      ich finde das Zitat auch super schön. Vielen Dank für deine Gedanken zum Artikel! 🙂
      LG Thor

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  7. Hallo Ihr Sechs.

    Wir können genau verstehen und fühlen, was ihr schreibt.
    Bei uns sieht es nicht anders aus.
    Sind bis zum 26.08. noch in „unserer“ Wohnung, welche wir bis vor 3 MOnaten noch kaufen wollten.

    Nun hat sie jemand anderes und wir haben uns doch endlich dazu entschlossen unseren Traum zu leben, anstatt immer weiter aufzuschieben!

    Unsere Weltreise soll auch gut 1 Jahr gehen, vielleicht ja auch länger und wir starten am 18.08.2015.

    Bei uns geht es auch erst einmal nach Thailand!

    Wäre klasse, wenn man sich auf der Reise mal irgendwo trifft…

    Liebe Grüße und Euch eine spannende und sichere Reise,
    Daniel und Jessica
    – Life to go –

    Antworten

    • Hallo ihr beiden!

      Cool, dass es mit der Wohnung nicht geklappt hat! 😉 Ich wünsche euch ne richtig gute Reise mit vielen tollen Erlebnissen!

      LG Thor

      Antworten

      • Stark, lieben Dank für die rasche Antwort.
        Wir sind gespannt auf eure Erlebnisse 🙂

        Naja, geklappt hätte es mir der Wohnung schon, aber wir haben dann doch endlich auf unser Gefühl gehört und wollten uns nicht an eine Wohnung und die Kosten binden und leben lieber unser Leben, anstatt für eine Wohnung etc. zu arbeiten!

        Sind nun auch dabei die letzten Vorbereitungen zu treffen und dann geht es erst einmal zur Familie, bevor wir starten!

        Wie habt ihr das eigentlich mit den Impfungen gemacht, wenn ich fragen darf?

        Wir halten an für sich nichts von Impfungen (Stichwort: Die Impflüge), jedoch werden wir uns wohl die ein oder andere wichtige, wie u.a. Gelbfieber geben lassen, auch wenn es uns doch wiederstrebt!

        Sind echt gespannt auf eure Berichte und zu sehen, wie ihr das mit dem Gepäck für 6 Personen macht…

        Liebe Grüße an Euch und eure Rasselbande,
        Daniel und Jessica 🙂

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        • Ah, okay. Wenn es die eigene Entscheidung war, dann umso besser!

          Wir haben uns nur gegen Hepatitis A und B geimpft. Gegen Gelbfieber würden wir uns in Australien impfen lassen, falls wir uns entscheiden nach Süd-Amerika zu fliegen.

          Zum Thema Gepäck: Wir reisen nur mit Rucksäcken. Einen oder vielleicht zwei große und der Rest Rucksäcke in Handgepäckgröße. Müssen also sehr minimalistisch packen! 🙂

          LG Thor

  8. Auch hier noch ein Kommentar von mir: Wenn ihr unterwegs Zeit habt, lest doch mal den Blog „Vor mir die Welt“ von Meike Winnemuth. Vielleicht kennt ihr sogar schon ihr Buch. Ich war damals sehr begeistert, und musste jetzt wieder daran denken. Frau Winnemuth hat nach ihrer Weltreise ihre große Wohnung verkauft und ist in ein 30qm-Appartment gezogen… Man braucht in der Tat gar nicht so viel. Ich selbst lebe mit zwei Kindern auf 60 qm, habe kein Wohnzimmer – und vermisse nichts. Alles Gute für euch!

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